Als die Garten-Serie „Querbeet“ für diese Zeitung geplant wurde, bat man mich, auch etwas über Urban-Gardening zu schreiben. Das Thema schien mir als Gärtnerin vom Dorfe weit weg.
Doch wie das Leben so spielt – kurz darauf waren wir bei Freunden in der Großstadt. Mit ihnenen besuchten wir die StadtFarm Berlin, gelegen direkt im Landschaftspark Herzberge. Die Frühlingssonne schickte ihre ersten warmen Strahlen. Der Markt dort hatte die Türen geöffnet und wir konnten uns Europas größte gläserne Stadtfarm in allen Einzelheiten anschauen. Statt kleinräumig im städtischen Siedlungsgebiet zu hantieren, wie es zahlreiche Stadt-Garten-Projekte schon vormachen, geht die StadtFarm das Gärtnern groß an. Mit dem System „AquaTerraPonik“ wird in einem geschlossenen Wasserkreislauf und damit ressourcenschonender als in der traditionellen Landwirtschaft lokal und nachhaltig Obst, Gemüse, Kräuter und sogar frischer Fisch hergestellt. 50 Tonnen Afrikanischer Wels und 30 Tonnen Salat, Kräuter, Tomaten und Gurken aber auch Exotisches wie Bananen, Ceylonspinat oder Maracuja können produziert und alljährlich über einen eigenen Hofladen, einen Bauernmarkt, den online-Shop und Restaurants vertrieben werden.
2015 erst wurde das Unternehmen seedrs gegründet, das hinter der StadtFarm steht. 2016 bekam es den Deutschen Bundespreis für Ökodesign und zum Ende des Jahres 2017 waren über eine Crowdlending-Campagne die benötigten ersten 700 000 Euro für den Start zusammen. Dem ersten Projekt in Berlin sollen viele weitere folgen. Bei der Aquaponik wird kurzgesagt die Aufzucht von Fischen in Aquakultur und die Kultivierung von Nutzpflanzen in Hydrokultur verbunden. Pflanzen wachsen dafür in Behältern mit Blähton oder Kies, die periodisch mit nährstoffreichem Wasser aus den Fischbehältern geflutet werden. Dessen Nährstoffe nehmen sie auf und reinigen dadurch das Wasser, das dann wieder zu den Fischen gelangt. Ein Verfahren, das nach Aussagen der Betreiber noch verbesserungsfähig ist aber dennoch große Zukunftschancen hat.
Zurück aus der Großstadt freute ich mich, dass ich ein Gartenprojekt der ganz anderen Art kennen gelernt habe. Es stimmt mich zuversichtlich, dass hier das Gärtnern neu erdacht wird. Viele Menschen versorgen zu wollen, wird zur Herausforderung. Urban-Gardening kann so in neuen, ganz großen Dimensionen gestaltet werden.