Wenn ich mit meinen sechs Jahrzehnten Lebenszeit heute auf meine Gartenjahre zurück schaue, dann wird mir deutlich, dass am Anfang meines Gärtnerns die Sehnsucht nach dem Draußensein stand. In meinem Erst-Büro-Job wünschte ich mich bei Sonnenwetter immer an die frische Luft. Und spätestens mit Haus und Garten auf dem Lande gab es in Freizeiten kein Halten mehr: Möglichst viel Zeit verbrachte ich draußen.
Immer hielt ich es mit der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, die einmal schrieb: „Nichts Schöneres unter der Sonne, als unter der Sonne zu sein.“ Sich in der Natur bewegen, vielleicht noch buddelnd in der eigenen Erde, daraus beziehe ich Zufriedenheit, das empfinde ich als beglückend. Mit jedem Jahr Lebenszeit immer mehr. Andererseits: Wenn sich das Wetter nicht von seiner besten Seite zeigt, wenn es regnet oder der Wind tobt, wenn viel Schnee liegt oder es einfach nur nasskalt ist, dann weiß ich das Drinnensein sehr zu schätzen. Dann kann ich der Arbeit am Schreibtisch oder im Haushalt viel Gutes abgewinnen, kenne auch dank zahlreicher Hobbys keine Langeweile.
Seitdem ich auf den Hund gekommen bin, hat sich meine Sicht auf das Wetter verändert. Gut vier Monate wuselt unsere junge Border-Collie-Hündin durch unser Leben. Die ersten Wochen mit dem Welpen brachten mich zuweilen an Grenzen. Einen jungen, noch unerzogenen Hund unterm Dach zu haben, ein Tier, das vor Lebensenergie und Neugier nur so überschäumt, fühlt sich ein bisschen an, als wenn ein Säugling im Haus ist.
Auch die Wahl Draußen oder Drinnen gibt es auf einmal nicht mehr. Mit einem Hund muss man immer raus, egal bei welchem Wetter. Anfangs, wenn es schüttete, und ich zu Regenjacke und Gummistiefeln griff, wäre ich lieber in der warmen Stube geblieben. Und täglich abends in der Dunkelheit noch mal durchs Dorf zu stiefeln, auch dazu musste ich mich aufraffen. Inzwischen allerdings braucht es keine Überwindung mehr. Denn ich bekomme durch meinen Hund täglich vor Augen geführt, dass es kein gutes Wetter braucht, um Lebenslust an den Tag zu legen. Pudelnass durch Wald und Flur zu flitzen und dennoch seinen Spaß zu haben, lerne ich, ist allemal besser, als Wind und Regen zu bejammern.
So halte ich es auch inzwischen mit meinem Gärtnern: Alle Wetter ziehen mich nach draußen! Ich überwinde einfach den inneren Schweinehund und genieße das Seit an Seit mit unserer Ella.