Warum ich so gerne gärtnere? Auf diese Frage gibt es einige Antworten. Eine handelt davon, dass ich Gärtnern sehr als Prozess sehe. Es geht nicht darum, ein Ergebnis zu erreichen, dass dann in Stein gemeißelt wird. Gärtnern ist Tätigsein, Ausprobieren, Experimentieren, ist Verändern. Ständig lernt man Neues hinzu. Ein Ziel gibt es nicht. Der Weg selbst ist das Ziel. Und nicht nur nach Rom führen bekanntlich viele Wege.
Das wurde mir dieser Tage mal wieder deutlich. Der Küchengärtner meines Vertrauens holt nämlich für das tägliche Abendbrot immer mal wieder eine Hand voll frische Petersilie aus dem Gewächshaus. Dort hinein hat er im Sommer ein paar Pflanzen des allseits bekannten Küchen- und Gewürzkrautes gepflanzt. Warum? Die Entwicklung der Petersilie auf dem Kräuterbeet war ihm nicht üppig genug. Außerdem – so seine Überlegung – ließe sich vielleicht auf diese Weise die Erntesaison strecken. Da Petersilie ein wenig Frost verträgt, würden die Pflanzen vielleicht bei milden Wintertemperaturen länger überdauern.
Genauso ist es gekommen. In Suppen, Salaten und vielen anderen Gerichten bereichert Petersilie unseren Speiseplan, macht sie das gewisse Etwas aus. Doch sie ist nicht nur ein allseits bekannter Geschmackträger. Weil die Pflanze voller Mineralien, Spurenelementen und Vitamin C steckt, hilft sie bei der Immunabwehr und wird auch bei der Behandlung von Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck sowie Herz-, Nieren- und Magen-Darm-Beschwerden verwendet. Kurzum: Petersilie ist eine wärmstens zu empfehlende, weil gesunde Pflanze.
Doch Petersilie hat auch eine dunkle Seite. Darauf macht dieser Tage der Botanische Sondergarten Wandsbeck in Hamburg aufmerksam. Der hat zum inzwischen 19. Mal die Giftpflanze des Jahres gekühlt. 2023 ist es die Petersilie. Die zweijährige Pflanze bildet nämlich im ersten Vegetationsjahr die Blätter aus, die wir in der Küche verarbeiten. Im zweiten Vegetationsjahr entwickeln sich an den unscheinbaren, gelbgrünen Blüten Saatkörner. Die wiederum sind giftig, enthalten Petersilienöl, das sogenannte Apiol. Das wiederum vergiftet die Muskelfasern von Blase, Darm und Uterus. Während die Saatkörner bei Männern aphrodisierend wirken sollen, nutzten Frauen sie früher als Abtreibungsmittel, was in schlimmsten Fällen tödlich endete. Und schließlich in dem Merksatz mündete: „Petersilie bringt den Mann aufs Pferd. Und die Frau unter die Erd.“