Hand in Hand mit Mutter Natur

Lila Staudenbeet mit Zierlauch und Katzenminze

Jede Gärtnerin, jeder Gärtner drückt dem eigenen Refugium ihren/seinen Stempel auf. Gartengestalter Piet Oudolf aus den Niederlanden, der heute weltweit Gestaltungsprojekte realisiert, meinte einmal, dass jedem Garten eine „philosophische Aussage über das Verhältnis von Kunst und Kontrolle auf der einen und Natur und Wildnis auf der anderen Seite zugrunde“ liege. Die Balance zwischen diesen beiden Seiten zu finden, darum ringen wir in unseren Gärten, auch wenn uns dies vielleicht gar nicht bewusst ist.


Ich liebe z.B. gerade Linien, die sich durch formale Hecken ergeben. Doch daneben kann es ganz beschwingt zugehen. Ich agiere gerne Hand in Hand mit Mutter Natur und erlebe, dass mir diese immer neue Geschenke bereitet. Vor ein paar Wochen beispielsweise war die einjährige Gelbdolde in dem hausnahen Bereich unter der mächtigen Kastanie üppig aufgelaufen. Der viele Regen im April tat sein Übriges. Kräftige Pflanzen brachten im Mai ein beeindruckendes grün-gelbes Leuchten in den Bereich. So schön, wie ich es hier noch nie erlebt habe.

Ein zweites Beispiel: Auf meinem Ellipsenbeet pflanzte ich vor Jahren den Zierlauch ‘Allium chrstophii’, der mit seinen besternten hell-lila Kugeln gerade seinen großen Auftritt hat. Im letzten Jahr war eine ganze Menge von dem Zierlauch in den benachbarten Eingangsbeeten zum Küchengarten aufgelaufen. Die Blumenzwiebeln, die sich zwischen den Poldern von Blutbuchen oder Taglilien empor schoben, erschienen mir „too much“, ließen sich aber auch nicht einfach ausgraben, ohne Hecken- oder Staudenpflanzen zu beschädigen. Also ließ ich der Natur seinen Lauf und erlebe, dass sich ‘Allium christophii’ in diesem Jahr noch eindrücklicher in Szene setzt. Nun habe ich ein ganzes Beet voller lila Stern-Kugeln, für die ich keinen Finger krumm gemacht habe.

Dieser Tage hörte ich einen dazu passenden Podcast. Gartengestalter Peter Janke wurde gefragt, warum er heute Gärten viel natürlicher gestalte als früher. Er antwortete, dass er – je älter er wird – entspanntere Gartenbilder bevorzuge. Bei natürlicheren Bildern nämlich könne er sich selbst besser erholen. Mir sprach der Gartengestalter damit aus dem Herzen. Wer meinen Garten sieht, soll die ordnende Hand der Gärtnerin spüren, soll meine ästhetischen Ansprüche erahnen. Soll aber auch erkennen, dass erst ein Hand-in-Hand-Agieren mit Mutter Natur den Garten zum Zauberort macht.