Als Gärtnerin freut man sich, wenn der Apfel nicht weit vom Stamm fällt. Sprich, wenn auch die Kinder ihren grünen Daumen entdecken. Nun ist der große Sohn mit seinen 31 Lenzen nicht unbedingt in dem klassischen Gärtneralter. Und doch balkonisiert er seit vier Jahren.
Auf dem Land groß geworden, wollte er auch in Berlin Grün um sich haben. Und machte sich nach dem Wohnungseinzug sofort an die Bepflanzung seines vier Meter langen Balkons. Mit Kräutern begann er, doch inzwischen hat sich ein exotisches Pflanzensammelsurium im vierten Stock „in Pose gegrünt“, wie er gerne verkündet. Verschiedene Thymiane, Rosmarine, Minzen und Salbei gibt es noch immer in den verzinkten Balkonkästen. Sie sind ergänzt durch Pflanzen-Reminizencen an das heimatliche Mecklenburg, Urlaubs-Mitbringsel oder Geschenke von Freunden. Ein Muss sind zwei Hibiskusse rechts und links der Balkontür, zu ihren Füßen unterschiedliche Walderdbeeren und Ringelblumen, benachbart von zwei Flaschenbürstengräsern. Mannshohe Oleander, mitgebracht aus Marakesch, blühen seit zwei Jahren in Folge. 15 Zitronenableger aus dem Kongo brachte ein Freund mit. Die Hitze der letzten Wochen ist ihnen gut bekommen. Sie schießen ins Grün und der Sohn wartet sehnsüchtig auf die kleinen, sehr viel saureren Früchte, als wir sie kennen. Neueste Errungenschaft ist seit dem Frühjahr ein in die Fensternische gebautes Gewächshaus, in dem fünf Basilkumsorten Aromatisches für tägliche Salatportionen liefern.
Neben zahlreichen Heidelbeeren, Bambus, Zitronenverbene, Lavendel und Waldmeister hat es auch eine Avocado auf den Balkon geschafft, inzwischen mannshoch. Der Sohn hatte einst einen Kern in die Erde gesteckt, diesen dann aber stiefmütterlich behandelt. Trotz dieser nicht ganz pfleglichen Behandlung schoss dieser ins Grün, so dass er als „Widerstandskämpfer“ ins Herz geschlossen wurde und mit in die neue Wohnung durfte. Befragt nach Gründen für sein Gärtnern führt der Sohn die Insekten-Partys auf seinem Balkon an. „Wenn die „Bienchen summen“ und sich verschiedenste Wespensorten einstellen, genießt er die Draußen-Oase besonders und mit den weichen Blättern der widerständigen Avocado kuschelt er nach eigenen Worten allmorgendlich.
Der jüngere Sohn übrigens fing in diesem Frühjahr auch an zu gärtnern. Mit Freunden baute er ein Hochbeet und auf dem Fensterbrett seiner sonnigen Studentenwohnung in Göttingen reifen jetzt die ersten Tomaten.