Aus dem empfehlenswerten Film „More than Honey – Bitterer Honig“ des Dokumentarfilmers Markus Imhoof über das weltweite Sterben der Bienen ist mir eine Filmszene besonders in Erinnerung geblieben: Aus Mangel an Insekten sitzen in China Menschen auf den Bäumen und bestäuben jede einzelne Blüte.
Eine irreale Szene! Die weit weg schien. Doch inzwischen ist das Insektensterben auch hierzulande immer häufiger ein Thema.
Obwohl 75 Prozent der wichtigsten Kulturpflanzen von Insekten bestäubt und von diesen also dringend gebraucht werden, geht der Einsatz von Ackergiften munter weiter. Als Europäer könnten wir versucht sein, auf China, die USA, Brasilien oder Argentinien zu zeigen, die weltweit die größten Pestizidmengen verwenden. Doch auch wir stehen vor Problemen wie in China, wo die Bienen fehlen. In der „Zeit“ konnte ich kürzlich über niederländische Ingenieure lesen. Diese haben ausgerechnet, dass die Bestäubung eines Hektars im Gewächshaus von Hand 20 000 Euro kosten würde. Ein Betrag, der sicherlich jede Kosten-Nutzen-Rechnung ins Absurde führt. Wir wissen, zu welchen Preisen Tomaten, Tulpen etc. aus dem Nachbarland zu haben sind. Als mögliche Alternative entwickeln Ingenieure an der Universität Delft nun Drohnen für die Bestäubung in Gewächshäusern. Die Robo-Bienen haben eine Spannweite von 33 Zentimetern und sind mit einer Elektronik für den autonomen Flug ausgerüstet. Nun mag sich man sich darüber freuen, wie erfindungsreich die Niederländer sind. Ich dagegen frage mich: Ist das die Zukunft? Bienen-Drohnen in den Gärten?
Wenn das Thema Insektensterben zur Sprache kommt, bekomme ich öfter die Antwort: „Da kann ich nichts gegen machen. Ich habe ja nur einen kleinen Garten.“ Doch statt die Hände in den Schoss zu legen, sollten wir das eigene Refugium als Stück des großen Ganzen begreifen. Wenn der Nachbar eine Kornellkirsche hat, auf die die Bienen fliegen, wenn er ihnen mit Narzissen, Lerchensporn und Lungenkräutern in diesen Frühlingswochen erste Nahrung gibt, könnte ich mir daran ein Beispiel nehmen und diese und andere insektenfreundliche Pflanzen in meinen Garten holen. Und mein Nachbar wieder könnte sich an meinem Tun ein Beispiel nehmen. So könnte für Insekten aus vielen kleinen Gartenparzellen ein großer Futter-Garten werden! Vorausgesetzt natürlich, wir legen nicht nur die Hände in den Schoss!