Am letzten Wochenende hatte ich Besuch von Annett. Ich kenne sie als begeisterte Gärtnerin, die um eine Antwort auf botanische Fragen fast nie verlegen ist. Ihr Wissen hat sie sich aus vielen Büchern angelesen.
Vielleicht aber erbte sie auch ein gutes Stück ihrer grünen Daumen von den Eltern. Die nämlich gärtnern beide ausdauernd auf ihrem Stückchen Land in der Mecklenburgischen Seenplatte. Annett hat eine Wohnung mit Balkon und Dachterrasse, die das gärtnerische Tun begrenzen könnten. Doch sie pflegt und hegt das öffentliche Grün rund um ihr Mehrfamilienhaus. Und zuweilen fährt sie zu ihren Freundinnen und beteiligt sich dort an gärtnerischen Großeinsätzen.
Im Vorfeld ihres Besuches hatte ich kritisch den Blick durch meinen Garten schweifen lassen. Würde der vor ihr bestehen können? Dabei war mein Blick auf meine Rosenbüsche gefallen. Die fünf ‘Rose de Resht’ liebe ich wegen ihres intensiven Duftes und ihrer purpurroten, dicht gefüllten Blüten. Die Damaszener-Rose ist ein berühmter Klassiker im Sortiment der Alten Rosen und selbst für Leute wie mich, die nicht ausgewiesene Rosen-Gärtner sind, gut zu händeln.
‘Leda’ dagegen ist ein Mitbringsel von einer Gartenreise mit Leuten, die ich gärtnerisch sehr schätze. Ihre rotbraunen Knospen entfalten sich zu weißen Blüten mit karminroten Tupfen am Blütenrand.
Die Schönheit von Rosen entfaltet sich allerdings nur dann, wenn ein bestimmter Pflegeaufwand betrieben wird. Jetzt zur Zeit der Forsythienblüte sollte man sie schneiden, zu ihren Füßen Rosendünger einarbeiten und im besten Fall noch mit einer Rosengabel die Erde auflockern. Auf all das wies mich Annett hin. Denn, wie ich heimlich gehofft hatte, wurde die Gartenfrau auch in meinem Refugium aktiv.
An ihrer Seite erlebte ich quasi den ersten fachkundigen Rosenschnitt meiner Büsche: Mit Rosen- und Astschere aber auch japanischer Handsäge rückten wir allem abgefrorenen und abgestorbenen Gehölz auf den Pelz. War genug Luft in den Zweigen, bekam der Busch eine schöne Kuppel, indem die Zweige über den nach außen gerichteten Augen eingekürzt wurden. Beim Schneiden und Sägen wurde mir bewusst, wie sträflich ich bislang meine Rosen vernachlässigt habe. Nicht mal Muße und Wissen für diese überschaubare Frühlings-Prozedur hatte ich bislang. Das werde ich ändern. Und gelobe also Besserung! ‘Rose de Resht’, ‘Leda’ und Annett zuliebe.